15.02.2021
Zur Diskussion um Einfamilienhäuser
Viele Leute gehen seit gestern wieder einmal den Vereinfachern von CDU/CSU und FDP auf den Leim: weil sie sich kurzfristige (Stimmungs- und Stimmen-)Vorteile davon versprechen, schwadronieren viele Vertreter:innen der sich selbst als gern bürgerlich bezeichnenden und mittig verortenden Parteien vereinfachend von Verboten, wenn Toni Hofreiter öffentlich ausgewogen über sinnvolle Rahmenbedingungen z. B. von Bauen und Wirtschaften nachdenkt. Dass es heute die Einfamilienhäuser sind, ist ihnen dabei inhaltlich vermutlich vollkommen egal oder höchstens zweitrangig: Hauptsache man kann laut gegen etwas sein, was angeblich die Freiheit, missverstanden als ungebremste „Entfaltung“ des Individuums, beschneidet.
Denn dann fällt der Mangel an eigenen Vorschlägen für wirksame Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen (manche Christen würden von Schöpfung sprechen) hoffentlich nicht so schnell auf. Und man hofft, so die dringend notwendige gesellschaftliche Diskussion über ökologische Probleme und die erforderlichen, ebenso tiefgreifenden wie dringlichen Anpassungen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise weiter verweigern („canceln“) zu können. Indem man Diskussionsbeiträge ungerechtfertigt als Verbote geißelt, schafft man also selbst Denkverbote. So fällt es ihnen vermutlich leichter, dinosaurierhaft weiter an unweigerlich Vergehendem festzuhalten, statt sich anzupassen.
Angesichts der fundamentalen ökologischen Krise (Klimawandel, Artensterben, ...) und dem Versagen der #GroKo hierauf angemessene Antworten zu finden, ist es jedoch die Aufgabe aller verantwortungsbewussten Demokraten daran zu erinnern, dass sich die Nutzung natürlicher Ressourcen wie z. B. Boden, Wasser und Luft am Gemeinwohl orientieren muss. Diesem Wohl der Allgemeinheit zu dienen heißt beispielsweise, dass es sozial gerecht zugehen und sich an den (Wohn-)Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren muss. Bisher übernutzen wir diese Ressourcen schamlos und reden gern von Begrenzung - die aber bitte erst ab morgen oder noch lieber übermorgen: So schlimm wird es schon nicht werden. Es ist schließlich noch immer irgendwie gut gegangen. Aber verzichten, den Gürtel enger schnallen, sollen bitte möglichst nur die anderen.
Wenn es unseren Kindern wirklich noch mindestens genauso gut wie oder sogar besser als uns gehen soll, müssen wir ihnen auch eine entsprechende Umwelt mit guten Lebensbedingungen hinterlassen. Dafür müssen wir offensichtlich wieder lernen, uns und unser Nutzungsverhalten zu beschränken. Seriöse Umwelt- und Klimaforscher warnen seit langem, dass wir durch unser Verhalten eine tiefgreifende Krise verursachen. Auch wir haben viel zu lange nicht hingehört, haben die Warnungen ignoriert – primär aus Bequemlichkeit. Jetzt stehen wir wohl kurz vor Kipppunkten der natürlichen Systeme: Was passiert, wenn zum Beispiel der Golfstrom so schwach wird, dass er abreißt? Hoffen wir, dass die dann ausbleibende direkte Zufuhr maritimer Wärme in Europa die allgemeine Aufheizung der Weltmeere und der Atmosphäre kompensiert?
Ob all die aktuellen Lautsprecher:innen sicher sind, dass sie momentan alles tun (und lassen), was sie gegen die ökologische Krise könnten und angesichts ihrer Dringlichkeit wie Vehemenz auch sollten?
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