12.02.2021
Unverantwortliche Lockerungsübungen
Kommentar vom 12.02.2021
Ich verstehe nicht, wie manche Länderchefs die Schulen für die Jahrgänge 1-6 öffnen wollen, ohne wenigstens die Lehrer*innen und die Betreuer*innen an den (Ganztags-)Schulen vorher geimpft zu haben. Das Gleiche gilt für die Kindertagesstätten. Obwohl gerade in diesen Räumlichkeiten die Distanzregeln kaum eingehalten werden können. Statt dessen sollen Masken durchgängig auch im Unterricht getragen und überdies soll mehr (?) getestet werden.
Fehlanzeige (neben den Impfungen) auch bei Luftaustauschanlagen mit HEPA-Filtern und Wärmetauschern: da sind alle, auch fadenscheinige Bedenken und Zweifel an der Wirksamkeit recht, um weiterhin nichts in dieser Richtung zu tun. Mit Glück gibt es kostengünstige In-Raum-Filter (vulgo: Miefquirl), oft wohl in Eigeninitiative des Kollegiums und/oder der Eltern angeschafft. Statt dessen empfehlen die Kultusministerien weiterhin Einmummeln in dicke Jacken und Decken, um immer wieder lüften zu können, auch bei den aktuellen Minusgraden - im Ernst? Ist das alles, was wir können?
Wenn es den Ministerpräsident*innen wirklich um die Bildung und den Betreuungsbedarf gerade der jungen Schüler*innen ginge, hätten sie nicht nur bauliche Maßnahmen ergreifen, sondern auch den Lehrer*innen und den Betreuer*innen die erste Impfpriorität einräumen müssen. Statt dessen bleibt sogar der Missbrauch („Vordrängeln“) durch verantwortungslose Amtsträger*innen folgenlos, denn solches Fehlverhalten ist in der Impfverordnung bislang nicht sanktionsbewehrt, nicht einmal als Ordnungswidrigkeit. Chapeau, Herr Spahn.
Die Augsburger Allgemeine hat es für mich in ihrem
Kommentar bereits gestern auf den Punkt gebracht: „Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten erneut in den Ring gestiegen, und der Sieger steht fest: Es ist das Virus. Denn durch die Beschlüsse der Länderchefs für schnelle Öffnungen an Schulen und Kindertagesstätten dürfte sich dort das Infektionsgeschehen deutlich erhöhen. Die Ministerpräsidenten wollen den steinigen Weg nicht mehr gehen, sondern Sympathiepunkte sammeln. Zur Strategie gehört es da, sich bei gestressten Eltern beliebt zu machen-“
n-tv.de fasst eine
aktuelle Studie der TU Berlin zur modellhaften Ermittlung von Ansteckungsrisiken an verschiedenen Orten zusammen und schreibt zum Ende: In der Schule beträgt der R-Wert bei halbierten Klassen 2,9. Darf ohne Maske gebüffelt werden, steigt das Risiko sogar auf 5,8. Und kommt ein Bundesland auf die Idee, in Oberschulen den Unterricht in voller Besetzung ohne Masken zu gestatten, könnten sich die Schüler bei einem Wert von 11,5 auch gleich zur Begrüßung ins Gesicht husten.
Dirk Kirchmann, Stadtverordneter Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Hinweis: Kolumnen und Kommentare geben stets ausschließlich die Meinung der jeweiligen Person wieder, nicht die der Fraktion oder des Ortsverbandes
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